KFZ-Lobby testet Pedelecs (Update)

1305 winora-test30.05.2013 Das Liegeradstudio hat sich für die deutschen WINORA-Pedelecs entschieden, weil sie am Markt eines der besten Preis-Leistungsverhältnis bietet. Die herausragende Qualität der Winora Räder wurde beim aktuellen Test des ADAC und Stiftung Warentest im Mai 2013 denn auch in der Spitzengruppe bestätigt.

Schön und gut könnte man meinen.

Als längjähriger Fachmann der Technik und der meisten getesteten Räder kommen dem Fahrzeugbauer Ing. (grad.) Bernd Bleckmann allerdings durchaus berechtigte Zweifel auf.

>> Update am 27.10.2013
Presse und  Fahrradbranche zerlegen den Test

Lobbyarbeit?

Zum einen ist es nicht das erste Mal, dass die KFZ-Lobby mit großangelegten Presseaktionen mögliche Fahrradkunden verprellt, um sie als KFZ-Kunden weiterhin zu behalten.

Es mutet es ja höchst seltsam an, dass ein konservativer Automobilverband, der der Autoindustrie selbstredend mehr als nahesteht, ausgerechnet mit dem Auto konkurrierende Fahrzeuge testet. Das wäre genauso absurd, als wenn Radverbände wie der ADFC oder der VSF künftig Autos testen würde.

Dass Stiftung Warentest in der Vergangenheit schon für so manchen Lacher gut war, sei hier nur am Rande erwähnt.

Zwei Wochen vorher wurde eine andere Sau durchs Dorf getrieben und Elektroautos niedergeschrieben, obwohl sich die Technik enorm weiterentwickelt hat und der erste, zunächst verlachte Herstellerbetrieb (Tesla) nun ordentliche Gewinne abwirft und deren Elektrofahrzeuge ganz einfach bestechen. Sie werden nun plötzlich genauso wie Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb zu einer echten Gefahr für die Hersteller von Benzin- und Dieselfahrzeugen, die umweltfreundliche Trends ja schon immer so regelmäßig wie komplett verschlafen haben und diese Technik seit Jahrzehnten konsequent medial und konstruktiv behindern.  

Das Testinstitut

Der Prüfer des Pedelc-Tests gibt unumwunden zu, dass der vernichtende Test durchaus dazu führen könnte/sollte, dass er zukünftig eine TÜV-ähnliche Prüfung für Pedelecs politisch voranbringen und dann natürlich auch selbst durchführen möchte - ganz sicher ein ordentliches Geschäft für den kleinen Betrieb. Das geht natürlich auch nur, wenn möglichst viele Pedelecs möglichst skandalös gefährlich sind - was sie eindeutig nicht sind, auch die schlechter bewerteten Modelle nicht.

Die Medien

Auch die vielen Zeitungen und Sender, in denen dieser Test wie kaum ein anderer veröffentlicht wurde, müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, wieso eigentlich keine anderen Tests derart maximal und medial verwertet werden. Wieso ausgerechnet der Test der Elektroräder?

Der Testaufbau

Leider ist der Testaufbau nicht bekannt gegeben worden; die Herausgabe der Testbedingungen an die verwunderten Hersteller dauert noch an, die haben ihre Räder entsprechend der harten deutschen Industrienorm vorher natürlich auch getestet und würden nun ganz gerne wissen, was bei Stiftung Warentest hinter bisher verschlossenen Türen eigentlich gemacht wurde.

Und die Fachhändler an der Kundenfront würden sich vor Reklamationen gar nicht retten können, die würden sich mit einem schlechten Ruf nämlich ihr eigenes Grab schaufeln. Dass sich der Test in der Praxis kaum bestätigt, zeigen die stark steigenden Verkaufszahlen.

Einige betroffenen Hersteller haben denn auch sofort reagiert und auf ihre angeblich "brüchigen Rahmen" gleich mal eben 10 Jahre Garantie gegeben - sogar rückwirkend.

Es ist z.B. kaum zu verstehen, dass die millionenfach erfolgreich im Gebrauch befindlichen mechanischen V-Brakes bei nur 10-15 KG Mehrgewicht und 25 KM/h so völlig versagen, angeblich aber die nach dem gleichen Prinzip arbeitenden hydraulischen (teureren) V-Brakes aber nicht. In Fachkreisen ist es gängige Praxis, dass V-Brakes nicht zu scharf eingestellt werden, weil der Durchschnittsfahrer mit der möglichen, hohen Bremsleistung kaum klar käme.

Bei den Bosch-Antrieben wird eine Ladezeit des Akkus von mehr als 11 Stunden angegeben, in der Praxis ist der Akku aber in 4 Stunden voll geladen, genau das gibt Bosch auch an. Wurden da aus Versehen bei allen Rädern mit Bosch-Antrieb falsche Ladegeräte genutzt? Wie kommt man auf solche Werte, fragt sich da natürlich der Fachmann.

Bei einem anderen Rad brach der Lenker. Man geht bei Eletrorädern davon aus, dass ein Lenker mit maximal 20 KG belastet wird, getestet wurde mit 60 KG unter längerer Dauerbelastung und maximaler Vibration am Rad - die meisten Fahrer müssten also durchgehend Handstand auf dem Lenker machen und dabei auf einer schlechten Straße fahren, um solche Bedingungen herzustellen. Bei einer derartig überhöhten Dauerbelastung reicht dann schon ein kleiner Ritzer am Rohr und der Bruch ist von vornherein vorprogrammiert.

Man könnte jetzt die ganze Bewertung nacheinander durchgehen - nur betrifft es unsere bewährten WINORA-Elektroräder nicht wirklich, die schnitten mit dem dritten Platz neben erheblich teureren Rädern erwartungsgemäß sehr gut ab - deshalb hat das Liegeradstudio sie schließlich im Programm.

(bleckmann/wiese)

Quellen:

 

Updates

27.10.2013 Dass der Test kaum haltbar war, ging wie ein Donnerknall durch die ganze Pedelec-Szene - auch die Gewinner des Testes melden berechtigte Zweifel an dem Testverfahren und den Urteilen an.

Auch in anderen Tests zeichnet sich zunehmend ab, dass Stiftung Warentest auf gutem Wege ist, keine wirkliche Referenz mehr zu sein. Spötter meinen, dass die Kostensituation Stiftung Warentest heute dazu zwingen könnte, nicht mehr immer ganz objektiv zu bleiben und durchaus auch mal Interessen verschiedener Lobbys zu vertreten.

Sehr schade um den guten Ruf, den sich diese Institution seit Jahrzehnten geschaffen hatte - ein Qualitätssiegel von Stiftung Warentest dürfte bei gleichbleibender Politik in Zukunft nur noch halb soviel wert sein.

Damit wäre gerade dem Verbraucher überhaupt nicht gedient.

Gunnar Fehlau: "Wer kontrolliert die Kontrolleure – Kommt der Pedelec-Test der Stiftung Warentest unter die Räder?"

Der ehem. Derby-Chef Matthias Seidler: „Stiftung Warentest muss klar sein, dass sie Verbraucher nicht informiert, sondern mit der von ihr initiierten Medienkampagne vollkommen unnötig verunsichert und regelrecht irregeführt hat" Hochineressanter Bericht vom Pressedienst Fahrrad zur Meinungsmache (von Stiftung Warentest und der Autolobby ADAC)

[ Artikel von Gunnar Fehlau ]

pedelec-elektro-fahrrad.de: "Nicht die Räder sondern der Testaufbau war katastrophal"

[ Artikel von pedelec-elektro-fahrrad.de ]

Zeit-Online: Stiftung Warentest und Fahrradbranche streiten über Testverfahren

[ Zeit-Online Artikel ]

Pedelec-Test von Stiftung Warentest und ADAC:
Branchenführer widerlegen Testergebnisse und Behauptungen der Tester

[ BüroKolberg.de / Pressemitteilungen etc. ]

Unseriöse Produkttests: Hysterie statt Fakten

ARD:13.02.14 | 21:45 Uhr
http://daserste.ndr.de/panorama/produkttest107.html ]

von R. Bongen, J. Edelhoff, S. Hua & J. Jolmes

Stiftung Warentest meldet sich zurück an die eBike-Front: Und ist der Ruf...

[ Stiftung Warentest 23.07.2014 ]